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Restrukturierung während Corona Krise – Teil 2: Ramp up der Supply Chain

Die Corona-Pandemie trifft die deutsche Wirtschaft hart. Zwar gibt es einige Branchen, wie die Lebensmittel- und Pharmaindustrie oder die KEP-Dienste, die deutliche Nachfragesteigerungen erleben, die meisten produzierenden Unternehmen mussten ihre Kapazitäten aber massiv herunterfahren oder ihre Betriebe ganz schließen. Täglich wird über weitere Lockerungsmaßnahmen diskutiert, um den Schaden für die deutsche Wirtschaft zu begrenzen, der „Ramp up“ der Supply Chain wird jedoch noch einige Zeit benötigen, da die bestehenden Lieferketten von den Auswirkungen der Krise schwer getroffen wurden.

Der Ramp up umfasst vier elementare Schritte, deren Gewichtung individuell für jedes einzelne Unternehmen festzulegen ist: 

1. Neubewertung der Supply Chain
Die bestehenden Lieferketten sind zunächst neu zu bewerten. Krisenbedingt ist zu definieren, welche Produkte zum Einen überhaupt noch nachgefragt werden und zum Anderen, welche davon überhaupt noch produzierbar sind. Gibt es für die nachgefragten Produkte noch genügend Rohstoffe sowie Zulieferteile und Komponenten? Sind die bestehenden Lieferanten noch lieferfähig? Welche alternative Lieferanten existieren? Wie flexibel ist der Einkauf? Die Bewertung des Lieferantennetzwerkes bzw. die identifizierten (Liefer-) Ausfälle sowie die sich neu gebildeten Bottlenecks bilden die Rahmenbedingung für das kurz-, mittel- und langfristig machbare Produktionsprogramm.

2. Entwicklung von Szenarien
Die konkrete weitere Entwicklung ist nicht eindeutig vorhersehbar. Wird es überhaupt ein „zurück“ zur alten Situation geben? Die (tages-) aktuellen politischen Entscheidungen, die laufende Bewertung der aktuellen Nachfrageentwicklung sowie die Berücksichtigung weiterer aktuellen Daten z. B. von Branchenverbänden, sind Voraussetzungen für einen möglichst präzisen rollierenden Forecast. Die daraus abgeleiteten Szenarien bilden funktionsübergreifend die Grundlage für weitere Entscheidungen. Ausschlaggebend ist hier ein kontinuierliches Monitoring, um Risiken gegebenenfalls neu einzuordnen. (Siehe hierzu auch die Vorteile von Szenario-Aufstellungen in unserem Leitfaden Aktives Cash Flow Management – Liquidität sicherstellen).

3. Anpassung in der Produktion
Das Thema Arbeitsschutz hat krisenbedingt eine zusätzliche, existentielle Bedeutung bekommen. Die neuen Abstands- und Hygieneregeln bedeuten eine große Herausforderung, für die alle Beteiligten permanent sensibilisiert werden müssen – je komplexer die Abläufe, desto höher die Anforderungen. Hier herrscht ein erhöhtes Risiko eines (kompletten) Shutdowns durch eine flächendeckende Infektion im Mitarbeiterkreis (siehe aktuell die Schlachthöfe von VION und Westfleisch). Änderungen im Produktionsablauf zur Minimierung des Infektionsrisikos müssen vollumfänglich vorgenommen werden. Insbesondere etwaige Sprachbarrieren und weiterhin erhöhter Analphabetismus im Niedriglohnsektor, bedürfen dabei einer intensiven Kommunikation der Situation und der daraus abgeleiteten Maßnahmen. Darüber hinaus ist (auch hier) ein kontinuierliches, an die Situation angepasstes Controlling unverzichtbar. Die KPIs, wie Rüst- und Stillstandszeiten sowie Ableitungen aus dem Forecast, werden sich in der neuen Situation verändern - mit Auswirkungen auf das gesamte Controlling-, Monitoring- und Reporting-System. Dabei sind positive Veränderungen in der Performance der Produktion nicht ausgeschlossen! Der schrittweise Ramp up der Produktion hat auch zum Ziel, ein neues Optimum zu erreichen.

4. Sicherstellung der Logistik
Die entwickelten Szenarien und deren Auswirkungen auf das (neue) Produktionsprogramm betreffen die gesamte Logistik: Die kompletten Transport- und Lageraktivitäten in allen Bereichen der Beschaffungs-, Produktions- und Absatzlogistik. Hier sind zum Einen selbstverständlich auch die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten, zum Anderen sind die Auswirkungen des (neuen) Produktionsprogramms und deren Mengengerüste auf die erforderlichen Kapazitäten, insbesondere auf die Inbound- und Outbound-Logistik sowie alle Lageraktivitäten, neu zu bewerten. Entscheidend ist auch hier eine rechtzeitige sowie transparente Kommunikation und Abstimmung zwischen den Schnittstellenfunktionen.

Fazit
Die Öffnung der produzierenden Betriebe, respektive das Hochfahren der (Produktions-) Kapazitäten bedarf einer genauen Analyse, umfassenden Maßnahmen und einem strikten Controlling. Konsequentes Handeln ist auf allen Ebenen unabdingbar – sonst droht ein erneuter Shutdown. Selbst wenn der existenzbedrohende Umsatzverlust sowie die angespannte Liquidität überwunden wird, könnte dem Unternehmen sonst auch noch ein langfristiger Vertrauensverlust seitens der Mitarbeiter, der Kunden, der Lieferanten und/oder der Stakeholder blühen.

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